Tierwohltag 2022
Triesdorf und Tierwohl - ein Termin und alle Bereiche an einem Tisch
Schulleiter Friedrich Gronauer-Weddige eröffnete die Vortragsveranstaltung und machte deutlich, dass Tierwohl den Tierhaltern durchaus auch Chancen bietet und man offen für neue Wege sein müsse, um erfolgreich zu sein. Unter den Gästen waren unter anderem Otto Körner, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, sowie Uwe Mohr, Leiter der Tierhaltungsschule Triesdorf, deren Besuch die gute Zusammenarbeit im tierischen Bereich zwischen den Triesdorfer Einrichtungen widerspiegelt.
Gil Thumann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover referierte über Ethik im Kontext tierwohlorientierter Nutztierhaltung. Er machte deutlich, dass jeder Landwirt seinen Teil dazu beitragen kann, das Tierwohl auf den Betrieben zu verbessern. Ethik kann als Werkzeug zur Entscheidungsfindung genutzt werden und dazu beitragen, den Leuten die Tierhaltung wieder näherzubringen. Grundlage des durchgeführten Projektes soll eine fundierte angewandt ethische Erschließung der gegenwärtigen Diskussion um die Tierhaltung bilden, aus der zentral ein Handbuch entsteht.
Referent Siegfried Holzeder
Nach einer kurzen Mittagspause startete der Tierwohltag in die zweite Hälfte. Mirjam Lechner, Tiersignal-Trainerin von der Unabhängigen Erzeuger Gemeinschaft UEG Hohenlohe-Franken, fesselte die Gäste der Veranstaltung mit ihrem Vortrag "Zukunft Nutztierhaltung: Was brauchen wir, um unseren Job gut machen zu können?" Eine Frage, die sich sicherlich jeder Landwirt stellt. Zunächst müsse geklärt werden, was man denn eigentlich unter Tierwohl versteht. Neben dem Video mit herumtobenden Schweinen, welches Lechner als Beispiel für herrschendes Tierwohl abspielte, zählen die so genannten "Fünf Freiheiten" des Farm Animal Welfare Committee (FAWC) bereits seit 1979 als Definition des Tierwohls:
Anhand zahlreicher Bilder und Abbildungen verdeutlichte Lechner, dass es oft Kleinigkeiten sind, die den Erfolg der Tierhaltung ausmachen. Die Tiere anzusehen und deren Körpersprache zu deuten, sei der erste Schritt. Und dann könne es im Notfall auch mal eine Kontaktperson sein, die man anruft und auf deren Unterstützung man zählen kann.
Abschließend verteilte Lechner eine Fragensammlung, anhand der die Landwirte sich selbst reflektieren können, und machte deutlich, dass es oftmals besser ist, Dinge loszulassen, um die Zukunft mit beiden Händen greifen zu können.
Auch Redantz nannte darüber hinaus die Fünf Freiheiten (FAWC, 1979) als Definition für Tierwohl und zeigte anschließend deutliche Merkmale für Tierwohl beim Geflügel auf. Neben der Bonitur des Gefieders liefert auch die Bonitur der Brustbeine wichtige Erkenntnisse zum Wohlergehen des Geflügels. Besonders am Herzen liegt Redantz das Sehvermögen des Vogels. Durch Nichtbeachtung der Unterschiede zum menschlichen Sehvermögen kann es in der Praxis zu starker Beeinträchtigung des Tierwohls kommen, zum Beispiel alleine aufgrund falsch gewählter Lampen in den Haltungseinrichtungen.
Vielen Dank an die Referenten, die Schulleitung, das Netzwerk Fokus Tierwohl für die Organisation und an die beiden Tierwohlmultiplikatorinnen Vanessa Peter und Katharina Burgmayr, die maßgeblich zum Erfolg dieser Veranstaltung beigetragen haben, sagen die Lehrkräfte der Tierischen Erzeugung der Technikerschule für Landbau und Höheren Landbauschule Triesdorf, Carina Böhm, Hans Böll, Dr. Michaela Jedamski und Dr. Andrea Raab.